Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 79: Das große Vergessen

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 79

 

Das große Vergessen

„Alle verblöden um die Wette.“
(Gustave Flaubert) 

Apokalyptische Bilder jeden Abend in den Nachrichtensendungen: Hitze, Brände, Überflutungen, Erdbeben, Hungerkatastrophen, Krieg und Zerstörung. Wir bekommen täglich eine derartige Dosis an Schreckensnachrichten verabreicht, dass wir die Fähigkeit zur Empörung und Revolte einbüßen. Wir stumpfen ab und drohen unsere Fähigkeit zur Empathie einzubüßen. Stefan Zweig hat dieses Phänomen bereits angesichts der Meldungen von den Fronten des Zweiten Weltkriegs beschrieben. (Teil 72 der DHP: Machnos Erben) Damals wie heute müssten wir aufschreien und uns kollektiv auflehnen, aber die Masse der Bilder und die Flut der Nachrichten lassen uns verstummen und lähmen unsere Initiative. Jurek Becker hat vor vielen Jahren schon auf ein scheinbares Paradox hingewiesen: Je drastischer die Bilder, die man uns präsentiert, desto schneller vergessen wir, was wir gesehen haben. Die Fülle und vor allem der Konkretismus der Bilder ist das beste Mittel, uns gegen das Unglück immun zu machen. Das ist eine zu wenig beachtete Facette der „Dialektik der Aufklärung“: Je deutlicher eine Barbarei zu sehen ist, desto schneller vergessen wir sie. Nachrichten haben uns stärker geprägt, als wir sie nur hörten oder lasen. Die Bilder dazu entstanden in unseren Köpfen und beschäftigten uns dann mehr, als die fertig gelieferten von heute. … weiter
(Hinweis: Der Link führt seit Nummer 66 auf die eigene Seite der durchhalteprosa.de )


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Alle bisherigen Texte von Götz Eisenberg im GEW-MAGAZIN

 

Clara Zetkin und die Frage der Gleichberechtigung

von Klaus Hecker

Clara Zetkin (li.) und Rosa Luxemburg 2010 auf dem Weg zum SPD-Parteikongress in Magdeburg. (Foto: unbekannter Autor, gemeinfrei wg. Alter des Fotos)

Clara Zetkin wurde am 5.Juli 1857 geboren. Sie war und bezeichnete sich auch selbst so Sozialistin und Frauenrechtlerin. Dabei hat sie der sozialen Revolution und der ökonomischen Emanzipation den Vorrang vor der Gleichberechtigung der Geschlechter eingeräumt. Oder anders: Sie hat darin die Grundlage gesehen, um der Frage der Gleichberechtigung in allen Bereichen überhaupt nachgehen zu können:

„Wir erwarten unsere volle Emanzipation weder von der Zulassung der Frau zu dem, was man freie Gewerbe nennt, und von einem dem männlichen gleichen Unterricht – obgleich die Forderung dieser beiden Rechte nur natürlich und gerecht ist – noch von der Gewährung politischer Rechte. Die Länder, in denen das angeblich allgemeine, freie und direkte Wahlrecht existiert, zeigen uns, wie gering der wirkliche Wert desselben ist. Das Stimmrecht ohne ökonomische Freiheit ist nicht mehr und nicht weniger als ein Wechsel, der keinen Kurs hat. Wenn die soziale Emanzipation von den politischen Rechten abhinge, würde in den Ländern mit allgemeinem Stimmrecht keine soziale Frage existieren. … weiter


 

Mehr als die Hälfte der 2015 nach Deutschland Geflüchteten ist inzwischen erwerbstätig

Bericht: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

54 Prozent der 2015 nach Deutschland Geflüchteten waren 2021 erwerbstätig. Das zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Ihre Erwerbstätigkeit ist gegenüber dem Pandemiejahr 2020 um zehn Prozentpunkte gestiegen.

Neben der Erwerbstätigkeit steigt auch das Bildungsniveau und immer mehr Geflüchtete üben eine qualifizierte Berufstätigkeit aus: 33 Prozent der erwachsenen Geflüchteten haben sechs Jahre nach ihrer Ankunft in Deutschland Schulen und Hochschulen besucht oder haben Ausbildungen und Weiterbildungsmaßnahmen absolviert. 70 Prozent der erwerbstätigen Geflüchteten üben eine qualifizierte Tätigkeit, für die ein Berufs- oder Studienabschluss notwendig ist, aus. Allerdings sind unter denjenigen, die sich seit sechs Jahren in Deutschland aufhalten, immer noch 41 Prozent unterhalb ihres Tätigkeitsniveaus vor dem Zuzug beschäftigt, 12 Prozent oberhalb. … weiter


Quelle:
wwwidw-online.de
www.iab.de

 

„Es ist ein Kulturkampf“

Mikro Micro

Am 14.7.2023 wurde im Magazin Multipolar ein Interview mit dem Psychotherapeuten Hans-Joachim Maaz publiziert. Er spricht über Unterschiede zwischen Ost und West, über den Verlust menschlicher Bezogenheit durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz und über Friedensfähigkeit. Maaz fordert eine Verbesserung der Beziehungskultur. Ein sehr aufschlussreiches Interview.

zum Interview „Es ist ein Kulturkampf“

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 78: Die Furie des Verschwindens

 

Götz Eisenbergs Durchhalteprosa 78

 

Die Furie des Verschwindens

„Die Literatur: ein Kolibri in der Maschinenhalle, flüchtig, schön und ohne Zweck. Und doch entzündet sich die Sehnsucht daran, es möge mehr als nur Maschinenhallen geben.“
(Ralf Rothmann: Theorie des Regens)

Von den beiden Gesetzentwürfen zur Neuregelung der Sterbehilfe, die heute (6. Juli 2023) im Bundestag zur Abstimmung standen, fand keiner eine Mehrheit. Auch drei Jahre nach einem Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts bleibt der assistierte Suizid ohne gesetzliche Regelung. Sterbehilfe ist erlaubt, aber es gibt nach wie vor kein Gesetz, das dafür verbindliche Regelungen vorgibt. Ein echtes Trauerspiel, das einfach kein Ende nimmt. Man schleicht um den heißen Brei, der nicht abkühlen will. Man merkt an dem schleppenden Verfahren, dass das Thema Sterben und Tod noch immer – oder vielleicht mehr denn je? – von Tabus umgeben und überlagert ist.

„Worin besteht aber der Optimismus, den ich mit Adorno, meinem verstorbenen Freunde, teile? Darin, dass man versuchen muss, trotz alledem das zu tun und durchzusetzen, was man für das Wahre und Gute hält. Und so war unser Grundsatz: theoretischer Pessimist zu sein und praktischer Optimist!
(Max Horkheimer: Kritische Theorie gestern und heute, Vortrag aus dem Jahr 1969)         … weiter
(Hinweis: Der Link führt seit Nummer 66 auf die eigene Seite der durchhalteprosa.de )


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Selektive Solidarität: Wovon Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen abhängt

Bericht: Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR)

Die Bereitschaft, Flüchtlinge in Deutschland zu unterstützen, ist grundsätzlich groß. Manche Flüchtlinge erfahren jedoch mehr Solidarität als andere, auch wenn die Unterschiede insgesamt betrachtet eher gering ausfallen. Merkmale wie Herkunft, Geschlecht, Religion oder Bildungsniveau der Flüchtlinge sind bedeutsam für das Maß an Hilfsbereitschaft, das ihnen die Bevölkerung entgegenbringt. Auch die politische Orientierung der Befragten und ihr Vertrauen in Institutionen wirkt sich auf ihre Aufnahmebereitschaft aus.

Eine im Frühjahr durchgeführte Befragung im Rahmen eines Forschungsprojekts des wissenschaftlichen Stabs des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR) zeigt, dass die Bevölkerung in Deutschland ganz überwiegend solidarisch mit Flüchtlingen ist und ihnen gegenüber dementsprechend hilfsbereit. Drei von vier der über 4.000 Befragten würden spenden; zwei Drittel würden Flüchtlinge zu Behörden begleiten; knapp ein Drittel würde Flüchtlinge zuhause aufnehmen. Allerdings erfahren nicht alle das gleiche Maß an Solidarität und Hilfsbereitschaft: … weiter

Policy-Brief direkt als pdf-Datei downloaden


Quelle:
www.idw-online.de
www.svr-migration.de
Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

 

Was heißt Demokratie auf Bayerisch? „Ernennung durch das Ministerium“!

Mitteilung: GEW Bayern

Lange wurde er gefordert, nun soll er endlich kommen: Die bayerische Landeselternvertretung für Kindertageseinrichtungen. Der Gesetzesentwurf der Regierungskoalition sieht jedoch nach Meinung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) keine wirkliche Mitbestimmung der bayerischen Eltern vor.

In der heutigen Sitzung des bayerischen Landtags soll ein Gesetz verabschiedet werden, das auch in Bayern eine Elternvertretung für Kindertageseinrichtungen auf Landesebene etabliert. Diese wurde von Oppositionsparteien, GEW und lokalen Elternvertretungen schon lange gefordert. Doch seit Erscheinen des Gesetzesentwurfs ist die Enttäuschung groß. Weiterlesen

Brandbrief von Lehrkräften über Rechtsextremismus an der Schule

LabourNet Germany hat ein Dossier über rechtsextreme Umtriebe in Schulen verfasst. Das Dossier bezieht sich auf den Brandbrief  von Lehrkräften an einer Schule im Landkreis Spree-Neiße in Brandenburg. LabourNet hat dazu Berichte aus Medien und Zeitungen zusammengetragen.

Nach der Veröffentlichung diverser Vorfälle wurden die AutorInnen des Brandbriefes angefeindet und bedroht. Sie haben in der Zwischenzeit die Schule verlassen.

zum Dossier auf LabourNet

 

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