GEW Bayern lädt zur Teilnahme an Studie zur Belastungssituation der Schulleitungen ein

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayern schrieb in der Woche vom 30. September 5.900 Schulleitungen in Bayern per Fax an und bat darin die Schulleitungsmitglieder, an einer wissenschaftlichen Studie zur psychosozialen Belastung am Arbeitsplatz teilzunehmen. Die Studie soll die besondere Belastung der Schulleitungen sichtbar machen und eine Grundlage für die Forderung nach Präventionsmaßnahmen vonseiten des Arbeitgebers bieten. Die Teilnahme ist online bis zum 18. November möglich.

Auch in Bayern ist es immer häufiger nötig, Schulleitungsstellen ein zweites Mal auszuschreiben, um sie schließlich besetzen zu können. In den Kollegien ist längst bekannt, wie fordernd die Aufgaben einer Schulleitung sind und dass Schulleitungen nicht selten an ihre Grenzen stoßen. Sie sollen pädagogische Konzepte entwickeln, Konferenzen durchführen, Unterrichtsverteilungspläne erstellen, Elterngespräche führen, Unterrichtsbesuche und Personalgespräche durchführen und sogar Baumaßnahmen begleiten. Dabei sind die Schulleitungen auch in den Ferien oft vor Ort und nicht selten die Letzten, die das Schulhaus verlassen. Die für die Tätigkeit als Schulleitung vorgesehenen Entlastungsstunden von der Unterrichtsverpflichtung reichen dabei nicht aus.

Martina Borgendale, Landesvorsitzende der GEW, sagt dazu: „Wir wissen, dass Schulleitungen ihre wichtige Tätigkeit stets mit sehr viel Elan und Herzblut ausüben, aber kräftemäßig oft an ihre Grenzen stoßen und dringend benötigte Entlastung fehlt. Dass ihre Tätigkeit von besonderen Belastungen und Überlastungen geprägt sein kann, zeigt sich in vielerlei Weise. Belastungen sind Gefährdungen, die zu gesundheitlichen Schäden führen können. Mit der wissenschaftlichen Analyse der spezifischen Belastungen von Schulleitungsmitgliedern wollen wir diese sichtbar machen und versprechen uns fundierte Erkenntnisse zu einer längst bekannten Problematik.“

Der verwendete anonymisierte Online-Fragebogen zu den Belastungen wurde von einer Schulleitungsarbeitsgruppe der GEW überarbeitet. Der COPSOQ-Fragebogen ist ein wissenschaftlich umfassend erprobtes Instrument zur Messung psychischer Belastungen im Arbeitskontext. COPSOQ steht für „Copenhagen Psychosocial Questionnaire“. Die Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften (FFAW) führt die Befragung im Auftrag der GEW durch. In Hamburg und Rheinland-Pfalz fand die Studie bereits im Frühjahr 2023 als Pilot statt. Diesen Herbst nehmen auch die GEW-Landesverbände Hessen, Saarland, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Schleswig-Holstein daran teil. Weitere werden im Frühjahr folgen, sodass am Ende insgesamt von 14 Bundesländern Daten vorliegen werden.

Das Arbeitsschutzgesetz gilt für alle Beschäftigten, auch für Schulleitungen. Gefährdungsbeur-teilungen physischer und psychischer Art sind hiernach vom Arbeitgeber regelhaft durchzuführen, um Gefährdungen zu ergründen und Maßnahmen zu ergreifen, um diese zu beseitigen. Schulleitungsmitglieder werden in Bayern in der Regel aber bei der Ermittlung der Gefährdungen nicht berücksichtigt, da sie selbst für den Arbeitsschutz des inneren Schulbetriebs verantwortlich sind und eine zuständige Ebene dafür fehlt.

Die GEW Bayern möchte mit Gewinnung dieser in Bayern bisher einmaligen Datenbasis auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Schulleitungen hinwirken. Die Landesvorsitzende Borgendale äußert sich optimistisch: „Die GEW kann zwar nicht die Aufgabe des Freistaates Bayern als Arbeitgeber bezüglich des Arbeits- und Gesundheitsschutzes übernehmen. Aber wir können unter Mithilfe der Schulleitungen und durch Gewinnung einer soliden Datenbasis die Notwendigkeit einer rechtlich vorgeschriebenen Gefährdungsanalyse als auch die wahren Belastungen der Schulleitungstätigkeit aufzeigen und politisch Abhilfe einfordern. Deshalb hoffe ich sehr auf eine rege Teilnahme am Online-Fragebogen.“

Die Studie führt die GEW im Rahmen ihrer gewerkschaftlichen Arbeit durch. Deshalb wird den Schulleitungen dringend empfohlen, den Fragebogen in ihrer Freizeit und am privaten Endgerät auszufüllen.

Der GEW-Landesverband Bayern wird die Studienergebnisse im neuen Jahr im Rahmen einer Pressekonferenz vorstellen. Nach Abschluss der Studie in den 14 Bundesländern wird es ebenfalls eine Präsentation auf Bundesebene geben.


8.10.2024
GEW Bayern
www.gew-bayern.de