Ein Jahr Pandemie – und nichts dazugelernt in Sachen Gesundheitsschutz

Kommentar: GEW Bayern

Die bayerischen Schulen öffnen schrittweise wieder – doch noch immer fehlt es an wirksamen Maßnahmen des Gesundheitsschutzes für Lehrkräfte und Schüler*innen. Bei der GEW Bayern herrscht großes Unverständnis, wie es nach einem Jahr Pandemie so weit kommen konnte.

Die Schulen im Freistaat füllen sich nach und nach wieder mit Schüler*innen und darüber herrscht erst einmal große Freude bei allen Beteiligten. Die Lehrkräfte haben ihre Schüler*innen oft über Monate nur online gesehen und wissen, dass den persönlichen Kontakt nichts ersetzen kann. Leider mischt sich in die Freude aber ein Gefühl der Beunruhigung. Seit den Schulschließungen im Dezember hat sich in Sachen Gesundheitsschutz an den Schulen viel zu wenig getan. Eine baldige wiederholte Schulschließung, weil man nicht entsprechend vorgesorgt hat, wäre sicherlich die unerfreulichste Konsequenz.

Die staatlichen Lehrkräfte haben nun seit Pandemiebeginn insgesamt vier FFP2-Masken erhalten. Nordrhein-Westfalen z.B. stellt zwei Masken pro Lehrkraft am Unterrichtstag zur Verfügung. Ein Luftreinigungsgerät hat kaum ein/e Lehrer*in bis jetzt aus der Nähe gesehen. Der Freistaat fördert diese zwar jetzt auch für Klassenzimmer mit Fenstern, die meisten Kommunen (wie z.B. die Stadt München) schaffen diese aber aus fadenscheinigen Gründen nicht an.

Der Bildungsausschuss des Bayerischen Landtags hat für Donnerstag zu einer ausführlichen Anhörung zum Themenkomplex „Schule und Corona“ zahlreiche Sachverständige aus schulpolitischen Organisationen eingeladen. Martina Borgendale, Landesvorsitzende der GEW, betonte am Rande der Landtagsanhörung: „An einem Testkonzept, das diesen Namen auch verdient, fehlt es in Bayern noch völlig. In Planung sind bisher nur einmalige Reihentestungen für Lehrkräfte und Schüler*innen, die die Schulen selbst organisieren müssen. Wir brauchen eine Teststrategie nach dem Vorbild von Berlin – alle an Schule beteiligten Personen müssen zweimal in der Woche ein Testangebot erhalten. Hier darf die Verantwortung keinesfalls an die Schulleitungen abgeschoben werden, die seit Beginn der Pandemie ohnehin schon weit über das normale Maß belastet sind.“

Florian Kohl, stellvertretender Vorsitzender der GEW Bayern, sagte zu einem Impfkonzept: „Wir freuen uns sehr, dass die Kolleg*innen an den Grund- und Förderschulen nun in Gruppe zwei geimpft werden. Es muss aber allen Lehrkräften, die im Präsenzunterricht eingesetzt werden, ein entsprechendes Impfangebot gemacht werden. Dann können auch alle Schulen wieder schrittweise ganz öffnen. Und das sollte unser oberstes Ziel bleiben.“

Bleibt abzuwarten, ob das Kultusministerium und die Kommunen diesmal Wort halten und die Schulen ab einer Inzidenz von 50 konsequent in den Wechselunterricht und ab 100 in den Distanzunterricht schicken. Eine Situation wie Ende letzten Jahres, als an vielen Schulen mehrere Klassen gleichzeitig oder gar ganze Jahrgangsstufen in Quarantäne mussten, trägt auch nicht zur Qualität des Systems Schule bei.


Martina Borgendale, Vorsitzende
Florian Kohl, stellv. Vorsitzender
GEW Bayern
www.gew-bayern.de